Der stürmische Wind hat mir fast die Einkaufstüte aus der Hand gerissen. Die Böen sind heute sehr stark und überall pfeift es um die Häuserschluchten. In den Nachrichten wurde sogar von einer Sturmwarnung gesprochen, interessieren tut das aber niemanden.
Ich komme gerade von Edeka, in dem trotz 6 besetzter Kassen - eigentlich eine Seltenheit, auch am Freitagabend - die Leute bis in die Gänge anstanden. Gekauft habe ich ein paar Lebensmittel, die für das Wochenende und bis Mitte der Woche reichen sollten. Während der Suche nach Brot, Käse und Joghurt komme ich sowohl an der Abteilung für Nudeln, als auch der für Toilettenpapier vorbei. Man könnte meinen, dass die Menschen ausschließlich Nudeln essen und Toilettenpapier wohl die Währung erster Wahl nach einer Apokalypse wäre. Ich kann nur den Kopf schütteln, trotzdem beschleicht mich ein ungutes, beinahe beklemmendes Gefühl. Ich weiß, dass das Horten von Unmengen an Lebensmitteln und vor allem Hygieneartikeln derzeit nicht notwendig ist. Trotzdem überträgt sich die Panik eben dieser Hamsterkäufer auch auf mich - schneller und mit weniger Körperkontakt als der Corona Virus selbst.
Seit Monaten grassiert der Virus auf Erden, ausgehend von China verbreitet er sich wie ein kleines Lauffeuer. Und jetzt, wo er plötzlich Deutschland erreicht hat, flippen alle aus. Die Medien nutzen das Thema, um unzählige was-wäre-wenn und sonstige, überflüssige und Panik-machende Artikel zu veröffentlichen. Die Bild spricht von der Apokalypse und rät, sich mit tonnenweise Lebensmitteln und Hygieneartikeln einzudecken.
Immerhin: die Regierung ist da, tut etwas und versucht, der Lage Herr zu werden. Dass das mitunter nicht so ganz klappt, liegt wie so oft an der Bürokratie und irgendwelchen Vorschriften, sowie der Mangelbesetzung von Gesundheitseinrichtungen und der zuständigen Ämter.
13.03.2020
An diesem Freitag also, dem unheilvollen 13., auf das Wochenende wartend, erfahre ich die neusten Neuigkeiten. Schulen, Bars und Clubs schließend am kommenden Montag. Ebenso sollen Kitas quasi geschlossen bleiben, es wird lediglich eine Notbetreuung für die Kinder wichtiger Berufsgruppen organisiert. Ich selbst habe mich ebenfalls auf eine lange Woche zu Hause eingestellt. Die Agentur hat Home Office angeordnet, was ich als Dauernutzer öffentlicher Verkehrsmittel sehr begrüße. Wie lange das so gehen soll, weiß niemand und es wagt sich aktuell kaum jemand Vorhersagen zu treffen. Schließlich hat man Anfang des Jahres noch Witze gerissen; dass Deutschland ja die Grenzen schließen werde wegen des Virus. Haha. Der Virus lacht jetzt zuletzt.
Neben der Schließung genannter Einrichtungen gilt wohl ebenso ein Versammlungsverbot für Gruppen über 50 Personen - gesenkt von ursprünglich 1000.
15.03.2020
Keine 72 Stunden nach der Ankündigung zur Schließung von diversen Einrichtungen sollen am Montag auch die Grenzen Deutschlands zu einigen Nachbarstaaten geschlossen werden. Während die Grenze zu Polen bereits seit einer Woche dicht ist, soll nun der gesamte Süden abgeschottet werden. Recht sinnvoll, da laut der Nachrichten Italien und nun auch Spanien besonders stark betroffen sind. Während man in Deutschland noch die Finger nutzen kann, um am Virus gestorbene zu zählen, sind es in den südlicheren Ländern bereits tausende.
An dem Virus zu sterben… das ist aktuell keine wirklich reelle Angst. Die Wahrscheinlichkeit ist extrem gering und vergleichbar mit einer schweren Grippewelle. Kinder und Erwachsene ohne schwere Vorerkrankungen seien wohl nicht gefährdet. Wohl aber Risikogruppen, zu denen neben älteren Semestern auch die mit vorhergehenden Herzinfarkten und ähnlichem zählen. In vier Wochen will sich meine Familie zu Ostern treffen. Nach aktuellem Stand werde ich wohl nicht dabei sein, da ich nicht guten Gewissens ausschließen kann, nicht doch den Erreger bereits in mir zu tragen. Es ist unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Nach dem Bekanntwerden der ersten Fälle in Berlin war ich viel mit den Öffentlichen unterwegs, in einem Club und Einkaufszentren. Wer versichert mir, dass keiner der möglich Infizierten nicht auch anwesend war? Das Risiko, meine Großeltern anzustecken ist vorhanden.
Die ungewisse Zukunft
Wie es weitergeht weiß wohl niemand. Experten meinen, dass sich Großteile der Bevölkerung anstecken werden, unklar ist im Moment nur, über welchen Zeitraum. Von mehreren Monaten sei die Rede gewesen, möglicherweise Jahren. Ich halte es für plausibel und erschreckend zugleich.
Man hört einige Gerüchte, Shutdowns, Ausgangssperren. Angeblich sollen die nächsten 4 Wochen wohl ausschlaggebend dafür sein, wie sich diese Pandemie weltweit entwickeln wird. Während unserer Chef die Home Office Lösung vorerst auf eine Woche begrenzt hat, gehe ich nicht davon aus, dass das auch nur im geringsten ausreichen wird. Die 4 Wochen scheinen eher realistisch zu sein. Wenn dem so ist, dann werden das sicher sehr lange 4 Wochen…